Reorganisationen werden angewendet, wenn Unternehmen mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, oder wenn Unternehmen nach der Aufrechterhaltung von Wettbewerbsvorteilen und Wettbewerbsfähigkeiten suchen. In der Regel beauftragen Topmanager grosse Beratungsfirmen, Potenzial für Optimierungen - vor allem Kostensenkungen - in der Unternehmung zu finden. Nicht selten haben solche Optimierungen wenig Erfolg, dafür aber vor allem grosse Nebenwirkungen.
Da ist oftmals der einfachste Weg (zumindest für die grossen Beratungsfirmen), eine Reorg am Reissbrett im heimeligen Elfenbeinturm zu planen. Auf wohltemperierten Powerpoint-Slides werden diese dann den Mitarbeitenden kommuniziert und umgesetzt.
Die Umsetzung der Reorg ist in Powerpoint schnell gemacht - bei dem tatsächlichen Ausrollen bei und mit den Mitarbeitenden sieht es da ganz anders aus.
Da die Menschen in der Organisation vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sind Unsicherheit, Leerläufe und Chaos in der gesamten Unternehmung die Folge. Unternehmen bestehen aus Menschen. Genau darin liegt die grosse Herausforderung bei einer Reorganisation. Verändert sich das gewohnte Arbeitsumfeld von jetzt auf gleich, kann das Mitarbeitende extrem verunsichern - vor allem wenn Sinn, Zweck und Vorteile der Veränderung nicht klar und erlebbar sind.
Genau hier setzen OKRs an: Objectives und Key Results und die Veränderung von Organisationen sind eine Symbiose, sie unterstützen sich gegenseitig bei der Entwicklung.
Zunächst einmal die Definition von OKRs: OKR steht für Objectives (O) und Key Results (KR). Objective and Key Results sind das Bindeglied zwischen der strategischen Ausrichtung der Unternehmung und dem täglichen Arbeiten im Team. Das Team ist in der Lage mit den OKRs, ihre Arbeit in Einklang mit der Mission und Vision des Unternehmens zu verfolgen, zu überprüfen und auszurichten. Darüber hinaus schaffen OKRs die Möglichkeit, Transparenz, Interaktion und Veränderungen im Team und in der gesamten Unternehmung zu schaffen, um gemeinsam in die richtige Richtung zu gehen.
Der Einsatz von Objective und Key Results hilft also Unternehmen, Mitarbeitende mit dem Leitbild und den Unternehmenszielen zu verbinden. Dabei werden abteilungsübergreifende Silos beseitigt und die wichtigsten Themen im Unternehmen identifiziert und darauf fokussiert.
Zu den wichtigsten Grundelementen von OKRs gehören Transparenz, Fokus und Verantwortung. Diese drei Teile sind dabei auch die treibende Kraft der "organischen" Entwicklung der Organisation.
Alle Objectives und alle Key Results sind für alle in der Unternehmung zugänglich. Dieser Umstand, dass die OKRs auf allen Ebenen und in allen Teams sichtbar sind, bringt zum einen viel Transparenz und Klarheit. Dies führt zu klareren Prioritäten in den Teams sowie deren Beitrag zur Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens. Zum anderen führt die Transparenz und die geteilten Informationen zu einem hohen Mass an Vertrauen, da alle den gleichen (Informations-)Stand haben. Für die Teams ist es enorm wichtig, Zugang zu Informationen zu haben, was in verschiedenen Teilen der Organisation vor sich geht. OKRs helfen bei der offenen Kommunikation über das, was im Unternehmen vor sich geht.
Jedes Team fokussiert auf 1-3 Objectives. Dieser Fokus führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit der Erreichung viel grösser ist, wenn Teams eine kleine Anzahl klarer Ziele und umsetzbare Wege verfolgt. Die Objectives und Key Results helfen, die Gesamtstrategie des Unternehmens in wenige, und wichtige sowie ehrgeizige, und umsetzbare Ergebnisse zu giessen. Es zwingt Teams, nicht nur darüber nachzudenken, wie viel und was sie erreichen wollen, sondern vor allem die erforderlichen Ergebnisse zu definieren, um dorthin zu gelangen. Dabei reflektieren die Teams bereits bei der Erstellung, ob sie das Objective alleine erreichen können oder ob ihnen noch weitere Teammitglieder oder sogar andere Teams dabei helfen können. Das ist der Moment bei dem die sogenannten Shared-OKRs zum Einsatz kommen. Die Teams, die das gleiche OKR verfolgen, kombinieren dafür ihre Kräfte. Somit organisieren sich die Teams selbst und zwar so, dass es den grössten Impact auf das Objective hat.
Die Teams übernehmen also Verantwortung für die Erreichung der Objectives und sie übernehmen selbst den Lead, die richtigen "Kräfte" dafür zu bündeln und sich selbst zu organisieren. Die Teammitglieder fühlen sich von der Mission angetrieben, ihre OKRs zu erreichen, nicht von Managern. Wenn sich Menschen für ein Ziel engagieren, ist es für die Teammitglieder viel einfacher, sich gegenseitig für die Erreichung ihrer jeweiligen Ziele verantwortlich zu machen.
In Unternehmen, die OKRs gut nutzen, diskutieren die Teammitglieder über den Fortschritt ihrer OKRs. Anstelle von Politik, Ausreden und Polemik über unerwünschte oder unklare Ziele verlagert sich der Fokus auf die gegenseitige Unterstützung. Die Verwendung von OKRs begleitet den Aufbau einer effektiven Organisation und kann eine starke Dynamik auslösen, die das Unternehmen deutlich vorwärts bringt. Sicherlich kann die Methodik allein keine Berge versetzen, allerdings schafft das OKR-Konzept einen Rahmen, damit die Lücke zwischen Managern, Führungskräften und Teammitglieder durch transparente Entscheidungen und Lösungen geschlossen wird und gemeinsam die Unternehmung weiterentwickelt wird. Eine klassische Reorganisation kann somit nie diese gemeinsame Power in einer Unternehmung auslösen, wie OKRs dies tun.
Bild aus dem Film "Und täglich grüsst das Murmeltier".